Tuttifäntchen
Musik von Paul Hindemith (1895–1963)
Text von Hedwig Michel (1892–1982) und Franziska Becker (1874–1942)
Übersetzung ins Tschechische: Ondřej Hučín
„Wieviele Komponisten können dies überhaupt noch, getrauen es sich […], frank und frei vom Tannenbaum zu singen, Holzkasperl, Teufel und das schlagende Kinderherz in einfachen, dennoch ganz eigenen Klängen zu beschwören?“ hat die Uraufführung der Kinderoper Tuttifäntchen der Kritiker Karl Holl kommentiert. Diese hat am 13. Dezember 1922 im Hessischen Landestheater in Darmstadt stattgefunden und drei Tage danach an der Oper Frankfurt, an der sie bis 1933 gespielt wurde, genauer gesagt, bis zu dem Zeitpunkt, als Adolf Hitler deutscher Reichskanzler wurde.
Das Weihnachtsmärchen mit Gesang und Tanz, wie der Untertitel des Werkes lautet, erzählt die Geschichte eines Holzschnitzers, in dessen Händen auf wundersame Weise eine Puppe zum Leben erwacht – das Tuttifäntchen. Weil es kein Herz hat, treibt das Tuttifäntchen nur Unsinn, bis es schließlich dank seiner Zauberkraft das Herz der Holzschnitzertochter Trudel stiehlt und mit ihr in die Welt flieht. Die beiden verursachen ein großes Durcheinander, schließen sich unerwartet dem Kasperltheater des Direktors Punoni an und schleppen schließlich die Weihnachtsbäume in den Wald. Dort wird sich Tuttifäntchen bewusst werden, dass es aus einem Baum stammt und der Wald sein wahres Heim ist. Trudel bleibt einsam, doch ohne ihr Herz verlassen sie die Kräfte. Ihr Freund Peter und ihr Vater Tuttifant werden schließlich das Herz finden und es Trudel in den Wald bringen. Das Märchen endet also glücklich, wie es in Märchen, insbesondere in Weihnachtsmärchen, üblich ist!
Paul Hindemith, ein leidenschaftlicher Sportler, ein ausgezeichneter Zeichner und Besitzer einer 300 Meter langen Eisenbahnanlage mit ferngesteuerten Weichen und Signalen, hat in Tuttifäntchen Melodien von Volks- und Weihnachtsliedern, darunter das tschechische Weihnachtslied Nesem vám noviny (Wir bringen euch Neuigkeiten) verwendet, und zeitgemäß auch Jazznummern, etwa den Foxtrott im Tanz der Puppen, integriert. Die tschechische Erstaufführung dieser magischen Weihnachtsoper bereiten der Dirigent David Švec und Regisseur Radim Vizváry, der Mime, Choreograf und künstlerische Leiter der Laterna magika, in der tschechischen Übersetzung von Ondřej Hučín am Ständetheater vor. Die Vorstellung wird wirklich märchenhaft sein und neben Gesang und Tanz auch Pantomime, Akrobatik und Puppen umfassen. Im Spielplan des Nationaltheaters finden Sie diese Oper unter dem Namen LouTkáček.