Der ferne Klang

Franz Schreker

#Oper

Musikalische Leitung: Karl-Heinz Steffens
Inszenierung: Timofey Kulyabin
Chor und Orchester der Staatsoper

Die Oper wird in Originalsprache (Deutsch) mit tschechischen und englischen Untertiteln aufgeführt.

Termine

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So 20/03/2022
19.00
Prag, Staatsoper
#Premiere
#dramaturgische Einführung
Sa 26/03/2022
19.00
Prag, Staatsoper
#Premiere
Di 29/03/2022
19.00
Prag, Staatsoper
#dramaturgische Einführung
So 03/04/2022
19.00
Prag, Staatsoper
So 10/04/2022
19.00
Prag, Staatsoper
vorherige Aufführung nächste Aufführung

„Für mich ist Der ferne Klang eine Geschichte der heutigen Welt, die in einer unbestimmten, pulsierenden, modernen europäischen Stadt spielt. Wie in Schrekers Libretto werden wir auch in unserem Konzept Zeuge der Beziehung zweier Menschen und noch einmal drei ihre, im Abstand von mehreren Jahren stattfindenden Begegnungen und Trennungen beobachten. Für mich ist diese Geschichte jedoch keine Geschichte über romantische Liebe und trügerische Illusionen, sondern eine Reflexion über das Wesen und die Rechte eines wahren Talents. Dies gilt umso mehr, wenn es das einer Frau ist,“ stellt Timofej Kuljabin vor.

Der ferne Klang
Musik und Text von Franz Schreker (1878–1934)

Wer einer Illusion nachgeht und nicht auf sein Herz hört, wird in seinem Leben keinen Sinn finden: Das ist eine der Botschaften der eindrucksvollen Oper Der ferne Klang von Franz Schreker, in der die Obsession ihres Helden, sein Lebensideal zu finden, zur Unfähigkeit führt, die wahre Schönheit des Lebens zu erkennen. „Ein hohes, hehres Ziel schwebt mir vor Augen, doch frei muss ich sein – frei!“, bekennt der ehrgeizige Komponist Fritz im 1. Aufzug seiner Geliebten Grete, die ihn innig liebt; ein verhängnisvoller Fehler, der die Schicksale der beiden Protagonisten ineinander verstrickt.

Die Musik Schrekers bleibt hinter der Imposanz der Partituren von Wagner oder Strauss nicht zurück, es ist ihr auch eine „Debussy-Atmosphäre“ zu eigen. Schon ab der ersten Sekunde wird der Zuhörer verzaubert, die menschlichen Stimmen schweben im Pianissimo hoch über dem Orchester, und das Publikum versinkt mit angehaltenem Atem in der Schönheit der Töne. Schreker hat auch mit einer spezifischen Perspektive des Klanges gearbeitet. Der deutsche Dirigent Ingo Metzmacher hat sie mit dem Prinzip akustischer Kameras verglichen, bei denen der Zuhörer in der Mitte steht und sich ständig zwischen vier bis fünf Schallquellen befindet, sodass er den Chor hinter der Bühne oder kleine Gruppen in verschiedenen Ecken der Bühne wahrnehmen kann. Die Opern Schrekers ähnelt einem Hörspiel, einer Art der Klangmontage. Auch deshalb stellen sie ein faszinierendes Erlebnis dar.

Die Entstehung der Oper Der ferne Klang geht wahrscheinlich auf Schrekers aufflammende Liebe zu Grete Jonasz zurück, einer häufigen Besucherin der Kunstsalons in Wien-Döbling. Ob es sich bloß um ein platonisches Verhältnis oder um mehr gehandelt hatte, darüber können wir heute nur spekulieren. Ein Echo lässt sich aber zumindest im Namen der Hauptheldin Grete erkennen. Der Komponist begann mit den Arbeiten an der Oper bereits in den Jahren 1902–1903. Die erste Skizzen stießen bei seinem Lehrer Robert Fuchs jedoch auf wenig Verständnis, weswegen er die Arbeiten wieder unterbrach. Eine neue Inspiration bedeutete für ihn 1905 die Oper Salome von Richard Strauss. Als erstes schrieb er ein instrumentales Zwischenspiel mit dem Titel Nachtstück, das im Jahre 1909 durch den tschechischen Dirigenten Oskar Nedbal in Wien uraufgeführt wurde. Der Erfolg der Komposition hatte Schreker motiviert – in unglaublichen vier Wochen war die Oper vollendet. Weitere drei Jahre sollte es dann dauern, bis Der ferne Klang den Weg auf die Opernbühne fand. Das Werk sollte ursprünglich an der Hofoper in Wien uraufgeführt werden, doch musste sich Schreker nach dem Abschied des Opernchefs Felix Weingartner, 1911, nach einem anderen Theater umsehen. Er fand es in Frankfurt am Main, wo Der ferne Klang am 18. August 1912 uraufgeführt wurde. Der beispiellose Erfolg stellte den Sohn eines jüdischen Fotografen aus Böhmen und einer steirischen adeligen Katholikin an die Spitze der musikalischen Avantgarde. In den 1930er-Jahren vom nationalsozialistischen Regime zu den „unerwünschten Komponisten“ gezählt, ist seine Musik dann für viele Jahrzehnte von den Konzertbühnen und Opernhäusern verschwunden.

Der ferne Klang ist eine Oper über unseren uralten Wunsch, die richtigen Lebensentscheidungen zu treffen, und berührt zudem soziale und ethische Fragen – die Kritik an der Kunst nur der Kunst willen oder die Erforschung der menschlichen Sexualität. Fritz wird zu unserem Spiegel. Auch wir befassen uns manchmal mit oberflächlichen Dingen, und wie er brauchen auch wir oft viel Zeit, um zu verstehen, dass unser Weg falsch ist und wir auf ihm nicht ans Ziel gelangen können. Auch einen märchenhaften Aspekt weist die Oper auf: die bösen Mächte, die in ihr von den Personen der Alten Frau und des Dr. Vigelius verkörpert werden. „Das Werk war für mich eine Offenbarung, [...] ich habe mich buchstäblich in dieser sinnlich-schwülen, leidenschaftlichen Musik ertränkt. Sie hat mein ganzes Leben begleitet. Ich kenne jede Note von ihr und sie hat aus mir einen anderen Menschen gemacht … Ich träume von ihr ununterbrochen und verstehe sie natürlich vollkommen“ – das hat über dieses Werk einer der größten Künstler des 20. Jahrhunderts gesagt: der Pianist Svjatoslav Richter.

Um die Erstaufführung in der Tschechoslowakischen Republik hat sich der Opernchef des Neuen deutschen Theaters, Alexander Zemlinsky, verdient gemacht. In seiner Einstudierung fand die Premiere am 20. Mai 1920 statt. So kehrt die Geschichte nach nunmehr mehr als hundert Jahren nach Prag zurück.

Musikalische Leitung: Karl-Heinz Steffens / Richard Hein
Inszenierung: Timofey Kulyabin
Bühnenbild: Oleg Golovko
Kostüme: Vlada Pomirkovanaja
Licht: Taras Mikhalevsky
Video: Anastasja Žuraleva, Vít Bělohradský, Lukáš Panoch
Chorleiter: Adolf Melichar
Dramaturgie: Jitka Slavíková / Ilya Kukharenko

Grete: Svetlana Aksenova
Fritz, ein junger Künstler: Aleš Briscein
Grete (Double): Kristýna Štarhová
The Old Graumann, pensionierter kleiner Beamter / Der Graf: Daniel Scofield
The Old Graumann, seine Frau / The Weitress des Gasthauses „Zum Schwan“: Veronika Hajnová
Ein altes Weib / Eine Spanierin: Daria Rositckaia
The Landlord / Der Baron: Ivo Hrachovec
Der Schauspieler: Jiří Rajniš
Dr. Vigelius: Miloš Horák
Mizzi: Zuzana Ballánová
Mary: Tereza Štěpánková
Milli: Lenka Pavlovič
Rudolf: Jiří Hájek
Der Chevalier / Erster Chorist: Václav Sibera
Zweiter Chorist: Pavel Borek / Alexander Laptev
Ein zweifelhaftes Individuum: Jan Mária Hájek
Der Gondoliere: Michael Skalický / Vladimír Müller
Die Geliebte von Fritz: Kristina Kubová / Eliška Mourečková

Orchester der Staatsoper
Chor der Staatsoper
Ballett der Oper des Nationaltheaters

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