Ein kammermusikalisches Konzert des Zyklus Frauen in der Musik

Vítězslava Kaprálová
Sláva Vorlová
Nadia Boulanger

#Kammermusik
#Eintritt frei

Marie-Juliette „Lili“ Boulanger (1893–1918)
Dans l'immense tristesse (In großer Trauer)
Le retour (Die Rückkehr)
Nadia Boulanger (1887–1979)
L'échange (Der Austausch)
Vítězslava Kaprálová (1915–1940)
Zwei Lieder nach Texten von R. Bojko für Gesang und Klaivier Op. 4
Apfel vom Schoß Op. 10
Januar für Sopran und Kammerensemble
Sláva Vorlová (1894–1973)
Die Klage Op. 13
Drei Lieder für mittlere Stimme Op. 2
Kurze Erwägungen Op. 89
Alma Mahler (1879–1964)
Vier Lieder

Tamara Morozová, Sopran
Viktorie Kaplanová Dugranpere, Sopran
Monika Jägerová, Alt
Vojtěch Červenka, Klavier
NeoKlasik Orchestr

Partner des Konzerts ist das Goethe-Institut Prag. Das Projekt ist in Zusammenarbeit mit Lieder Society, z. s. und The Kapralova Society entstanden.

Termine

vorherig nächster
Mi 21/06/2023
19.00
Prag, Goethe-Institut
#Premiere
vorherige Aufführung nächste Aufführung

Nadia Boulanger (1887–1979) und Marie-Juliette „Lili“ Boulanger (1893–1918) entstammten einer prominenten, gut situierten Pariser Familie, deren Mitglieder sich mit verschiedenen Erfolgen auf dem Gebiet der Musik und des Theaters ausgezeichnet haben. Der Vater, Ernest (1815–1900), hat im Jahre 1835 den renommierten Musikpreis Prix de Rome gewonnen, die Mutter Raïssa (1858–1935), vermutlich eine russische Adelige, war seine Schülerin im Gesang am Pariser Konservatorium. Zu den Familienfreunden der Boulangers gehörten Gounod, Saint-Saëns, Fauré, Dupré und viele andere französische Musiker. Nadia und Lili sind in einem musikalisch und intellektuell anregenden Umfeld aufgewachsen und auch ihr Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. Nadia hat angeblich bereits mit 10 Jahren beide Teile von Bachs Wohltemperierten Klavier auswendig gekonnt, bei der zweijährigen Lili wurde das absolute Gehör entdeckt und mit 5 Jahren hat sie, gemeinsam mit ihrer Schwester, mit dem Musikunterricht am Pariser Konservatorium begonnen. Das Lied Le retour (Die Rückkehr) hat Lili Boulanger im Jahre 1912 komponiert, als sie offiziell an das Konservatorium aufgenommen wurde. Im selben Jahr hat sie versucht, den mit einem Stipendium dotierten Prix de Rome zu erhalten, musste jedoch krankheitsbedingt vom Wettbewerb zurücktreten. Ein Jahr danach hat sie der Preis bereits gewonnen und war so die erste Preisträgerin in der Geschichte dieses anspruchsvollen Wettbewerbes; dies ist ihr im Alter von 19 Jahren gelungen, wie seiner Zeit ihrem Vater. Das Lied Dans l'immense tristesse (In großer Trauer) ist vier Jahre danach, im Jahre 1916 entstanden, unter dem Eindruck des Krieges und ihres sich immer verschlechternden Gesundheitszustandes. Sie ist zwei Jahre danach, mit nur 24 Jahren gestorben. Nadia Boulanger hat ihre Schwester um volle einundsechzig Jahre überlebt. Der Tod ihrer geliebten Schwester hat sie jedoch hart getroffen und ihren Abschied von der Komposition beeinflusst; im Vergleich mit ihrer Schwester hat sie ihr eigenes Schaffen als „nutzlos“ bezeichnet und sich als Dirigentin und Pädagogin etabliert. Das Lied L’échange (Der Austausch) nach einem Gedicht von Camille Mauclair aus dem Jahre 1922 über eine Frau, die ihrer Liebe einem Alkoholiker schenkt, gehört zu ihren letzten Werken.

Sláva Vorlová (geb. Miroslava Johnová, 1894–1973), auch unter dem Pseudonym Mira Kord bekannt, gehört zweifellos zu den wichtigsten tschechischen Komponistinnen des 20. Jahrhunderts. Ihr Liederzyklus Stesk (Die Klage) op. 13 hängt mit einem tragischen Erlebnis ihres Lebens zusammen, als sie am letzten Tag des Zweiten Weltkrieges, dem 8. Mai 1945, Zeugin der brutalen Hinrichtung ihres Mannes, Rudolf Vorel, durch die Nazis war. Danach hat sie unter einer schweren Depression und Schaffenskrise gelitten, bis sie im Jahre 1946 auf die Gedichtsammlung von Olga Scheinpflugová gestoßen, die als Reaktion der Dichterin auf den Tod ihres Gatten, des Schriftstellers Karel Čapek, entstanden war. „Erst dieses kleine Buch hat es geschafft, dass ich in wenigen Tagen einen Zyklus von zehn Liedern fertiggestellt hatte. Das waren harte Tage und die Lieder waren meine Erlösung,“ hat Sláva Vorlová notiert. Der am 2. August 1946 vollendete Zyklus, für den sie den Titel der Gedichtsammlung übernommen hatte, hat die Komponistin zurück zur schöpferischen Arbeit gebracht. Er verwendet viele Metaphern: den Kreuzweg als Metapher für das menschliche Leben, oder ein Wiegenlied, „gesungenes für die verlorene Liebe, die durch den Märtyrertod gestorben ist“. Dieses Hauptwerk wird von einem früheren Opus, Drei Lieder für mittlere Stimme und Klavier op. 2 nach eigenen Texten der Komponistin aus dem Jahre 1934, und einem späteren Zyklus Kurze Erwägungen op. 86 aus dem Jahre 1971 nach Gedichten von Miroslav Holub umrahmt. 

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Das Schaffen von Vítězslava Kaprálová (1915–1940) wurde bereits beim Eröffnungskonzert des Zyklus „Frauen in der Musik“ teilweise vorgestellt. Dieses Mal werden die Zuhörer Gelegenheit haben, ihre Lieder kennenzulernen, eine Gattung, der sie – dank ihres familiären Umfelds – sehr nahestand. Es werden ihre in den Jahren 1932–1936 entstandenen Liederzyklen aufgeführt, also aus der Zeit, als sie nach dem Abschluss am Konservatorium in Brünn in der Meisterschule Vítězslav Nováks am Prager Konservatorium ihr Studium fortgesetzt hat: Zwei Lieder nach Texten von R. Bojko op. 4, der Zyklus Jablko s klína (Apfel vom Schoß) op. 10 nach Gedichten von Jaroslav Seifert und das Lied Leden (Januar) aus dem Jahre 1933 für höhere Stimme und Kammerensemble (Flöte, zwei Violinen, Violoncello und Klavier) nach einem Gedicht von Vítězslav Nezval.

Das Leben von Alma Mahler (1879–1964) war mit mehreren berühmten Männern verbunden – mit Gustav Klimt, Alexander Zemlinsky, Walter Gropius, Franz Werfel, und selbstverständlich mit Gustav Mahler. Alma war jedoch mehr als nur eine passive Muse. Neben literarischem war sie auch mit musikalischem Talent begabt, was auf jeden Fall Beachtung verdient. Als sie mit ihren 22 Jahren Gustav Mahler heiratete, wurde sie von ihm gezwungen, ihre künstlerischen Ambitionen zugunsten ihrer Beziehung aufzugeben, was Mahler offenbar später bereut hat, als Alma begann, sich deshalb von ihm zu distanzieren. Später hat er sein Ansinnen geändert, im Jahre 1910 sogar einige ihrer Lieder revidiert und sich um ihre im selben Jahr verwirklichte Herausgabe im Wiener Verlag Universal Edition eingesetzt. Die spätromantischen, zwischen 1901–1911 entstandenen Vier Lieder sind erst nach Mahlers Tod, im Jahre 1915, erschienen. 

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Die aus der Slowakei stammende Sopranistin Tamara Morozová ist Preisträgerin des Internationalen Antonín Dvořák Gesangswettbewerbes in der Kategorien Junior und Lied, im Jahre 2021 hatte sie in der Kategorie Oper den Preis des Publikums und des Nationaltheaters Prag erhalten. Auf einer Opernbühne hat sie im Jahre 2017 in der Rolle der Mutter in Engelbert Humperdinck Hänsel und Gretel in Weikersheim debütiert. Mit der Gesellschaft Run OpeRun ist sie in der im Rahmen des Prager Festivals Opera 2020 aufgeführten Monooper La voix humaine von Francis Poulenc aufgetreten. In der vergangenen Saison stand sie erstmals auf der Bühne des Nationaltheaters Prag, als sie in Erwin Schulhoffs Oper Die Flammen (im Gebäude der Staatsoper) die Doppelrollen Marguerite und Schatten verkörpert hat. Ihr Repertoire umfasst z. B. Tatjana (Eugen Onegin), 1. Dame (Die Zauberflöte), Agatha (Der Freischütz) oder Mimi (La Bohème). Sie ist Inhaberin mehrerer renommierter Stipendien (IsaOperaVienna, Junge Musiker Stiftung, Bayreuther Festspiele), besuchte die Akademie der musischen Künste in Prag und im Rahmen der Sommerakademie Mozarteum Salzburg veranstalteten Meisterkurse bei Edda Moser und Daphne Evangelatos. Tamara Morozová ist Gründungsmitglied und Vorsitzende der Lieder Society e. V. (Prag).

Viktorie Kaplanová Dugranpere (Sopran) ist seit 2016 künstlerische Leiterin und Solistin des Victoria Ensembles. Sie widmet sich außer der alten Musik intensiv den Liedern des 19. bis 21. Jahrhunderts, oft auch als Interpretin von französischen Chansons und Jazz-Gesangs mit dem Ensemble Viktorie & František BAND. Im Jahre 2021 wurde sie Leiterin und Dramaturgin der Konzertsaison und des Festivals „Stimmen der drei Welten“. Den Sologesang hat sie bei Daniela Šounová Brouková und Jiří Kotouč und weiter auch bei Pavla Zumrová im Rahmen der Musikakademie Prag studiert. Sie besuchte mehrere der alten Musik und dem Barockgesang gewidmete Kurse bei Julie Hassler, Caroline Pelon und Beatriz Lafont, und Kurse der Barockgestik und Barocktheaters bei Nicole Rouillé und Lorenzo Charoy. Sie studierte das Fach Chorleiter der Kirchenmusik an der Teynschule Prag und Musikwissenschaft an der Philosophischen Fakultät der Karlsuniversität. Einen Teil ihres Studiums verbrachte sie an der Sorbonne in Paris, wo sie sich vor allem auf die französische Musik des 16. bis 18. Jahrhunderts konzentrierte. Gleichzeitig studierte sie bei Isabella Desrochers Gesang und Interpretierung der französischen Barockmusik.

Monika Jägerová (Alt) hat bereits Debüts an der Bergen Nasjonale Opera, am Teatro Verdi in Triest, am Nationaltheater in Brünn (in Händels Alcina, die auch an der Opéra Royal du Château de Versailles aufgeführt wurde), am Mährisch-Schlesischen Nationaltheater in Ostrava absolviert. Sie trat auch mit der spanischen Theatergruppe La Fura dels Baus auf, sowie in konzertanten Aufführungen mit der Tschechischen Philharmonie unter Semjon Bytschkow (Rusalka) und dem Bergen Filharmoniske Orkester (Parsifal). Sie widmet sich der Interpretierung alter Musik und arbeitet regelmäßig mit den Ensembles Collegium 1704, Czech Ensemble Baroque, Hof-Musici und Ensemble Damian. Für die Rolle des Timante in der Oper J. A. Hasses Demofoonte wurde sie für den von der Tschechischen Schauspielvereinigung vergebenen Thalia-Preis 2019 nominiert. Im Juni 2022 war sie im Halbfinale des Internationalen Stanisław Moniuszko Wettbewerbes in Warschau. Monika Jägerová hat Gesang privat bei Pavla Zumrová studiert. Sie nahm an Meisterkursen bei Emma Kirkby, Chantal Santon Jeffery, Deda Cristina Colonna, Markéta Cukrová und Lorenzo Charoy teil. Sie hat auch Violine am Jan Deyl Konservatorium, Musikwissenschaft an der Philosophischen Fakultät der Karlsuniversität (mit der Spezialisierung auf die Musik des 17. und 18. Jahrhunderts und Musikanalyse) studiert. Derzeit setzt sie ihr Doktoratsstudium an der Universität Leipzig fort.

Vojtěch Červenka ist ein gefragter Klavierpartner zahlreicher bedeutender tschechischer Sänger wie Gabriela Beňačková, Kateřina Kněžíková und Adam Plachetka, von der jüngeren Generation von Bella Adamová oder Tadeáš Hoza. Im Jahr 2022 beteiligte er sich an der Einstudierung von Dvořáks Oper Armida beim Wexford Festival Opera und als Operncoach auch an einer Reihe von Uraufführungen (Zabijačka/Schlachtfest von Ivan Acher und Martin Konvička oder The Gift of the Magi von David Conte). Er ist Korrepetitor am Jan Deyl Konservatorium in Prag, arbeitet mit dem Kühn Kinderchor, dem Prager gemischten Chor und dem Chor Zvonky Hulín. Vojtěch Červenka studierte Klavier am P. J. Vejvanovský Konservatorium in Kroměříž und Dirigieren am Jaroslav Ježek Konservatorium in Prag. 

NeoKlasik Orchestr
1. Violine: Tomáš Bařinka 
2. Violine:  Ayako Noguchi 
Cello:  Lukáš Hrnčárek 
Flöte: Marie Benetková
Klavier: Vojtěch Červenka


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