19.00
Dirigent: Jiří Rožeň
Regie: Barbora Horáková Joly
Orchester der Staatsoper Prag
Die Oper wird in Originalsprache (Deutsch) mit tschechischen und englischen Untertiteln aufgeführt.
Dirigent: Jiří Rožeň
Regie: Barbora Horáková Joly
Orchester der Staatsoper Prag
Die Oper wird in Originalsprache (Deutsch) mit tschechischen und englischen Untertiteln aufgeführt.
Die sieben Todsünden
Musik: Kurt Weill (1900–1950)
Text: Bertolt Brecht (1898–1956)
Bühnenbild: Inés Nadler
Kostüme: Óscar Armendariz
Bühnenbild und Lichtdesign: WariotIdeal (Jan Dörner, Jan Kalivoda und Vojtěch Švejda)
Videoart: Sergio Verde
Choreographie: Marta Trpišovská, Jan Adam
Dramaturg: Ondřej Hučín
Anna I: Dagmar Pecková
Anna II: Lea Švejdová
Mutter: Zdeněk Plech
Vater: Amir Khan
Erster Bruder: Daniel Matoušek
Zweiter Bruder: Csaba Kotlár
Erwartung
Hudba: Arnold Schönberg (1874–1951)
Libreto: Marie Pappenheim (1882–1966)
Regie: Barbora Horáková Joly
Bühnenbild und Kostüme: Inés Nadler
Lichtdesign: Jan Dörner
Dramaturg: Ondřej Hučín
Frau: Petra Alvarez Šimková
Zwei verschiedene Gesichter der modernen europäischen Oper des 20. Jahrhunderts und zwei verschiedene Theaterwelten wird das Publikum der Staatsoper Prag zusammen an einem Abend kennen lernen, in dem Einakter von Kurt Weill und Arnold Schönberg, den markanten Innovatoren der Musik des 20. Jahrhunderts, aufgeführt werden. Das gemeinsame Thema der Sieben Todsünden von Kurt Weill und des Monodramas Erwartung von Arnold Schönberg kann man als „die Frau (und die Welt)“ bezeichnen, ein Gesichtspunkt, der in den beiden etwa halbstündigen Opern allerdings ganz verschieden behandelt wird. Die ironisch angelegte Opernminiatur Weills nach einem Text des deutschen Theaterautors Bertolt Brecht, des großen Kritikers der bürgerlichen Gesellschaft, zeigt eine „Frau in der Welt“: Welche Leidensstationen muss eine Frau durchmachen, um in den Augen ihrer charakterlosen und heuchlerischen Familie als „tugendhaft“ – nämlich wirtschaftlich erfolgreich – zu gelten? Die Satire über deren „Todsünden“ wurde in Paris im Jahr 1933 uraufgeführt. Kurt Weill hat die herb bissige Geschichte Brechts durch für ihn typische Elemente des Jazz und des Kabaretts persiflierend zum Ausdruck gebracht.
In Schönbergs Monodrama Erwartung ist das Frauenthema im Vergleich mit Weill aus der umgekehrten Perspektive, dem Blick auf „die Welt in einer Frau“, dargestellt. Es handelt sich um einen einzigen, durchgehenden Monolog einer einfach als „Frau“ bezeichneten Person; sie erlebt ein breites Spektrum von widersprüchlichen Gefühlen über den Verlust des geliebten Mannes. Die Librettistin Schönbergs, die Dichterin und Ärztin Marie Pappenheim, hat den Monolog der Frau in einem geheimnisvollen nächtlichen Wald angesiedelt, der durch seine Atmosphäre und verschiedene Erscheinungsformen unterschiedliche Deutungsmöglichkeiten ermöglicht, die von einem naturalistischen über einen symbolischen bis zu einem psychoanalytischen Ansatz reichen. Von Weills „Kabarett-Oper“ unterscheidet sich das Monodrama Schönbergs nicht nur durch den Stoff, sondern ganz wesentlich durch die höchst expressionistische Tonsprache, die die inneren Erlebnisse der Frau, jene „Welt in der Frau“, zum Ausdruck bringt. Schönbergs Monodrama Erwartung gehört zu den wichtigsten Werken der Musikmoderne und ist historisch mit Prag verbunden, sogar direkt mit der heutigen Staatsoper, dem damaligen Neuen deutschen Theater, an dem im Jahre 1924 unter dem Dirigenten Alexander Zemlinsky die Uraufführung stattgefunden hat.
Der ausgeprägte Bezug beider Opern auf das Thema „Frau“ wird auf der Bühne durch die tschechische Regisseurin Barbora Horáková Joly herausgearbeitet. Sie ist vor allem in Westeuropa tätig, ihre Arbeit wurde mehrmals preisgekrönt, an der Staatsoper Prag hat sie Anfang 2021 mit ihrer Regie von Verdis Rigoletto debütiert. Die musikalische Leitgung liegt in den Händen eines der größten Talente der jungen tschechischen Dirigentengeneration, Jiří Rožeň.